
Blätterbriefe
1) Sturmabend
Der Wind erzählt vom Loslassen,
reißt Etiketten aus den Zweigen.
Ich halte nicht dagegen.
Zwischen zwei Böen
höre ich mein Herz:
„Genug. Es ist gut.“
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2) Laternenpsalm
Ein kleines Licht,
nah am Boden.
Es kennt nur den nächsten Schritt.
Ich gehe mit.
Und merke:
Das reicht.
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3) Goldschnitt II
Der Tag bekommt vergoldete Ränder,
während die Mitte stiller wird.
Ich fasse sie nicht an.
Was glänzt, darf ziehen –
was bleibt,
leuchtet von innen.
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4) Nebelbrücke
Der Morgen ist milchig,
die Welt nur angedeutet.
Ich vertraue den Konturen,
die ich nicht sehe.
Der Atem baut Brücken,
Schritt für Schritt.
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5) Kastaniengebet
Kühle, runde Sterne in der Hand,
braun wie Abendbrot.
Ich danke der Erde,
die alles hält,
auch mich,
wenn ich nichts mehr halte.
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6) Erntemond
Nicht zählen, würdigen.
Ein Topf Suppe,
ein Löffel Stille,
ein Blick, der warm bleibt.
Heute genug.
Morgen wieder.
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7) Abschiedsbrief an den Sommer
Danke für das Laute.
Ich falte die Wärme
in meine Taschen.
Wenn es weht,
hole ich sie hervor
und gehe weiter.
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8) Regenfenster
Der Himmel schreibt Punkte auf Glas.
Ich lese sie wie Morsezeichen:
Pause. Trinken. Atmen.
Draußen wird die Welt gewaschen,
drinnen
werde ich weich.
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9) Weg am Kanal
Blätter treiben,
Wasser schweigt.
Ich lege meine Sorge
auf die Oberfläche –
sie schwimmt davon,
ohne Geräusch.
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10) Amsel in der Dämmerung
Ein einziger Ton,
schwarz und golden.
Er trifft mich mitten ins Jetzt.
Ich antworte nicht.
Ich höre zu.
Das genügt.
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11) Schlaf der Gärten
Die Beete schließen die Augen,
nichts geht verloren.
Unter der Decke aus Laub
arbeitet die Zukunft.
Ich decke mich auch zu
und glaube mit.
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12) Was bleibt
Wenn alles fällt,
steht eins aufrecht:
Liebe.
Nicht laut,
nur tragend.
Ich lehne mich an.
Nimm dir, was dir guttut. Die Liebe bleibt.