Mystik von Susanne Albers

Herbst von Susanne Albers
Blätterbriefe

1) Sturmabend

Der Wind erzählt vom Loslassen,
reißt Etiketten aus den Zweigen.
Ich halte nicht dagegen.
Zwischen zwei Böen
höre ich mein Herz:
„Genug. Es ist gut.“

 

 

2) Laternenpsalm

Ein kleines Licht,
nah am Boden.
Es kennt nur den nächsten Schritt.
Ich gehe mit.
Und merke:
Das reicht.

 

 

3) Goldschnitt II

Der Tag bekommt vergoldete Ränder,
während die Mitte stiller wird.
Ich fasse sie nicht an.
Was glänzt, darf ziehen –
was bleibt,
leuchtet von innen.

 

 

4) Nebelbrücke

Der Morgen ist milchig,
die Welt nur angedeutet.
Ich vertraue den Konturen,
die ich nicht sehe.
Der Atem baut Brücken,
Schritt für Schritt.

 

 

5) Kastaniengebet

Kühle, runde Sterne in der Hand,
braun wie Abendbrot.
Ich danke der Erde,
die alles hält,
auch mich,
wenn ich nichts mehr halte.

 

 

6) Erntemond

Nicht zählen, würdigen.
Ein Topf Suppe,
ein Löffel Stille,
ein Blick, der warm bleibt.
Heute genug.
Morgen wieder.

 

 

7) Abschiedsbrief an den Sommer

Danke für das Laute.
Ich falte die Wärme
in meine Taschen.
Wenn es weht,
hole ich sie hervor
und gehe weiter.

 

 

8) Regenfenster

Der Himmel schreibt Punkte auf Glas.
Ich lese sie wie Morsezeichen:
Pause. Trinken. Atmen.
Draußen wird die Welt gewaschen,
drinnen
werde ich weich.

 

 

9) Weg am Kanal

Blätter treiben,
Wasser schweigt.
Ich lege meine Sorge
auf die Oberfläche –
sie schwimmt davon,
ohne Geräusch.

 

 

10) Amsel in der Dämmerung

Ein einziger Ton,
schwarz und golden.
Er trifft mich mitten ins Jetzt.
Ich antworte nicht.
Ich höre zu.
Das genügt.

 

 

11) Schlaf der Gärten

Die Beete schließen die Augen,
nichts geht verloren.
Unter der Decke aus Laub
arbeitet die Zukunft.
Ich decke mich auch zu
und glaube mit.

 

 

12) Was bleibt

Wenn alles fällt,
steht eins aufrecht:
Liebe.
Nicht laut,
nur tragend.
Ich lehne mich an.

 

Nimm dir, was dir guttut. Die Liebe bleibt.

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Überblick, Einstieg, alle Wege – dein Kompass durch den Herbst.

Was fällt

Abschied ohne Drama. Blätter legen Lasten ab.

Was reift

Innen wird warm – Klarheit bekommt Farbe.

Was bleibt

Der Kern: Liebe. Still, tragfähig, ohne Beweis.

Sturm & Stille

Wind rüttelt, Ruhe richtet – Kraft aus Pausen.

Laternenwege

Ein kleines Licht reicht für den nächsten Schritt.

Ernte & Dank

Würdigen statt zählen – Brot für morgen.

Blätterbriefe

Zwölf Mini-Gedichte: kurz, warm, klar.

Stimmen des Herbstes

Ein Text, gesprochen in vielen Sprachen.

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