Abendmahl

Das mystische Wörterbuch des Abschieds

1. Was Religion draus machte

Das Abendmahl wurde zum heiligen Ritual des Gedenkens, zur Pflichtübung in Brot und Wein. Nur Geweihte dürfen austeilen. Es ist oft verbunden mit Bußformeln, Schuldgefühlen und dem Gefühl, nicht würdig genug zu sein. Der „Leib Christi“ wurde zur Hostie, zur Kirchenmauer, zum Dogma. Gemeinschaft wurde zur Kontrolle, Sakrament zur Schranke. Wer dazugehört, darf essen – wer nicht, bleibt ausgeschlossen.

2. Warum wir das nicht mehr brauchen

Mystik braucht keine Weizenwaffel und keinen Wein im Kelch, keine liturgische Formel, keine geweihte Hand. Das Göttliche ist kein Brotsplitter, das Sakrale ist kein Schluck Ritual. Es geht nicht darum, Jesus symbolisch zu essen – sondern ihn in sich aufzunehmen. Nicht in der Kirche, sondern im Herzen. Nicht zu einer festen Zeit, sondern immer.

3. Was stattdessen geschieht

Wir sitzen am echten Tisch des Lebens. Mit Gott. Mit der Liebe. Mit denen, die da sind. Wir teilen, was wir haben – nicht, um etwas zu vollziehen, sondern weil es sich gehört. Brot ist Brot, Wein ist Wein – und dennoch heilig, wenn wir einander anschauen. Denn Gott ist da, wo einer dem anderen in Liebe begegnet. Das ist unser Abendmahl: kein Gedächtnisritual – sondern Gegenwart.

Zurück zu Mystisches Wörterbuch - Startseite - © Copyright , Impressum - Susanne Albers - Kiehlufer 125 - D 12059 Berlin - Datenschutzerklärung