Mystischer Katechismus

Katechismus 02

Das zweite Hauptstück: Der christliche Glaube

Aufbau pro Artikel: GlaubenssatzLuther sagtWir sagen (mystisch-heilende Lesart).

Wie wir hier sprechen

Gott

Wenn wir hier von Gott sprechen, meinen wir nicht eine übermenschliche Person außerhalb der Welt, sondern den tragenden Grund des Lebens selbst – das, was verbindet, trägt und Sinn ermöglicht.

Jesus / Christus

Jesus verstehen wir nicht als fernes Heilsgeschehen, sondern als Prototyp eines Menschen, der aus dieser Tiefe gelebt hat: frei von Angst, Macht und religiöser Absicherung. „Christus“ bezeichnet hier eine mögliche menschliche Haltung – kein exklusiver Titel.

Heiliger Geist

Der Heilige Geist ist für uns keine eigene göttliche Person, sondern die erfahrbare Bewegung von Lebendigkeit, Erkenntnis und Wandlung – dort, wo Menschen innerlich wach werden.

Hinweis

Luther spricht im Rahmen seiner Zeit und Theologie. Wir lesen mystisch-heilend: nicht als Drohung, sondern als Einladung zu Klarheit, Würde und Liebe.

Inhalt

Das Glaubensbekenntnis (Kurzform)

  1. Schöpfung: Ich bin nicht Zufall. Ich bin gewolltes Leben.
  2. Erlösung: Liebe geht durch Schmerz – und bleibt dennoch Liebe.
  3. Heiligung: Ich bin nicht fertig. Ich werde geführt – von innen.

Die drei Artikel

1 Der erste Artikel: Von der Schöpfung

Glaubenssatz

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Luther sagt

Gott hat mich geschaffen samt allen Kreaturen, gibt und erhält Leib und Seele, Sinne und Vernunft, versorgt mich täglich mit allem, was not tut – und schützt mich in Gefahren. Das alles aus Güte und Barmherzigkeit, ohne mein Verdienst. Darum soll ich danken, loben, dienen und gehorsam sein.

Wir sagen

„Schöpfer“ heißt zuerst: Du bist nicht wertlos. Du bist Leben, das sich nicht selbst gemacht hat – und trotzdem Verantwortung trägt. Wenn du dich klein fühlst: Atme. Schau in den Himmel. Schau auf deine Hände. Du bist Teil eines Ganzen, das dich trägt – auch wenn du es gerade nicht fühlst.

2 Der zweite Artikel: Von der Erlösung

Glaubenssatz

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn … gelitten, gekreuzigt, gestorben … auferstanden …

Luther sagt

Jesus Christus, wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch, ist mein Herr, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat – von Sünde, Tod und Teufel – nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und unschuldigem Leiden und Sterben, damit ich sein eigen sei und ihm diene.

Wir sagen

„Erlösung“ ist nicht die Drohung, dass du schlecht bist – sondern die Zusage: Du musst nicht in deiner Schuld festkleben. Christus steht für die Liebe, die sich nicht zurückzieht, wenn es dunkel wird. Nicht „du musst bezahlen“, sondern: du darfst neu werden. Und wenn du heute nur einen Millimeter schaffst: Das zählt.

3 Der dritte Artikel: Von der Heiligung

Glaubenssatz

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Luther sagt

Ich kann nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Christus glauben oder zu ihm kommen, sondern der Heilige Geist beruft, erleuchtet, heiligt und erhält mich durch das Evangelium. Er sammelt die Christenheit, vergibt täglich Sünden reichlich, wird am Jüngsten Tag die Toten auferwecken und ewiges Leben geben.

Wir sagen

„Heiliger Geist“ ist die innere Bewegung hin zur Wahrheit – ohne dich zu zerbrechen. Heiligung heißt: Du wächst. Nicht perfekt werden, sondern echter. Kirche ist dann heilig, wenn sie Raum schafft – nicht wenn sie Menschen klein macht. Gemeinschaft der Heiligen heißt: Du musst nicht allein kämpfen.

Schlusssatz & Frage

Glaube ist kein Leistungstest. Er ist eine innere Richtung: weg von Angst – hin zu Vertrauen.

Frage: Welcher Satz im Glauben fühlt sich heute wie „Druck“ an – und wie könnte er als „Zusage“ klingen?